P.A. Böckstiegel () - Holzschnitt, , signiert
KUNSTHANDEL | HENNEKEN Die Klassische Moderne aus Westfalen Weitere Kunstwerke auf unserer Homepage ___________________________ DER GRABEN Mutter, wozu hast du deinen aufgezogen? Hast dich zwanzig Jahr mit ihm gequĂ€lt? Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen, und du hast ihm leise was erzĂ€hlt? Bis sie ihn dir weggenommen haben. FĂŒr den Graben, Mutter, fĂŒr den Graben. aus: Kurt Tucholsky "Der Graben", ___________________________  TITEL  Der Schmerz TECHNIK  Holzschnitt (Handabzug) / BĂŒtten SIGNATUR  "P.A. Böckstiegel " unten rechts ENTSTEHUNGSJAHR  GRĂSSE (H x B)  24 x 36,1 cm AUFLAGE  Sehr seltenes Blatt. In Summe sind nur zwei AbzĂŒge bekannt. Ein weiterer Abzug des Holzschnittes befindet sich im Besitz der Peter-August-Böckstiegel-Stiftung in Arrode (Werther) RAHMEN  Moderner Galerierahmen mit sĂ€urefreiem Passepartout ZUSTAND  Sehr guter Erhaltungszustand. Nicht ausgerahmt PROVENIENZ  Privatbesitz PRĂSENTATION  Das Bild kann in der Galerie in Bad Iburg besichtigt werden   KUNSTWERK Werkverzeichnis: Matuszak 78, Becker 83. Unter dem Holzschnitt signiert, datiert, betitelt und bezeichnet: "Orig. Holzschnitt. Handdruck  Der Schmerz /  P.A. Böckstiegel ". In der Platte monogrammiert "PAB". "Peter-August Böckstiegel gilt in erster Linie als Maler. Doch in jeder Phase seines Schaffens begleiten die druckgraphischen Arbeiten nicht lediglich seine malerischen Werke, sondern sie stehen vielmehr gleichwertig neben diesen.... Der Krieg...wird zum direkten Anliegen â doch nicht das Kampfgeschehen, das Fronterlebnis rĂŒckt in das Zentrum der Auseinandersetzung, sondern die Sinnlosigkeit des Krieges wird teils ins ganz auf den konkreten Augenblick bezogenen Situationen beklagt..., teils in allegorischen, auch auf Motive der Bibel zurĂŒckgreifenden Bildfindungen, die auf eine verstĂ€rkte AllgemeingĂŒltigkeit der Aussage ausgerichtet sind, beschworenâ (aus: P.A. Böckstiegel, Das druckgraphische Werk, Thomas Matuszak, Abb. S. ). "Böckstiegel wird sich mit den Worten: "Ich habe das europĂ€ische Geschehen von bis mit allen Fasern meines Ichs gehasst, verflucht und verdammt", an die Jahre des Ersten Weltkrieges erinnern....Anders als viele KĂŒnstler wird Böckstiegel sich nicht freiwillig zum Kampfeinsatz melden und die Jahre nicht als eine fĂŒr seine Kunst fruchtbare Episode, sondern als ZĂ€sur und groĂes Hemmnis seines Schaffens wahrnehmen....Am 20. April trifft er in Dresden ein.... In den letzten Januartagen konstituiert sich um FelixmĂŒller dann die Dresdner Sezession Gruppe ....Obwohl nur ĂŒber wenige Monate gemeinsam aktiv, zeigt sich im Schaffen der KĂŒnstler ein Gruppenstil, ein durch die Kunst der BrĂŒcke und den Kubismus beeinflusster "Ekstatischer Expressionismus", der in den Holzschnitten in ihrer zersplitternden Formensprache, mit maskenhaften Gesichtern und flĂ€chig-reduzierten Körpern seine ĂŒberzeugendste Form findet." (aus: Peter-August Böckstiegel: Die GemĂ€lde , David Riedel, Hirmer-Verlag). Das vorliegende Blatt "Der Schmerz" reiht sich somit ein in die ausdrucksstarken Holzschnitte der Nachkriegsjahre (siehe auch Matuszak ).   KĂNSTLER Peter August Böckstiegel (* 7. April in Arrode (heute Werther (Westfalen)); â 22. MĂ€rz ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des WestfĂ€lischen Expressionismus. Peter August Böckstiegel wuchs als fĂŒnftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten VerhĂ€ltnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine kĂŒnstlerische Begabung deutlich. begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld. Nach dem erfolgreichen Abschluss der GesellenprĂŒfung als Maler im Jahr besuchte Böckstiegel die neu gegrĂŒndete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer fĂŒr Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches kĂŒnstlerisches Talent und förderte ihn. Im Jahr besuchte er mit Godewols und MitschĂŒlern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul CĂ©zanne, Ădouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder KĂŒnstlergruppe "Rote Erde". Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr . Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen Ă€uĂersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon frĂŒh zu seinem eigenen Stil. Im Jahr besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen MitschĂŒlern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte. Zum Wintersemester wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden KĂŒnste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jĂŒngeren Conrad FelixmĂŒller und wenig spĂ€ter dessen Schwester Hanna MĂŒller (â ) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und spĂ€ter Otto Gussmann, bei dem er spĂ€ter MeisterschĂŒler wurde. Gegen WiderstĂ€nde im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das âjugendliche Brennen der BrĂŒcke-Malerâ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach EinschĂ€tzung FelixmĂŒllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner MitschĂŒler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr entstand eines der beeindruckendsten PortrĂ€ts dieser Zeit, das Conrad FelixmĂŒller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblĂŒmten Tapete als selbstbewussten KĂŒnstler zeigt. Zu Beginn des Jahres wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. WĂ€hrend Böckstiegel aufrecht stehend in beiden HĂ€nden und im Mund Pinsel hĂ€lt, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grĂŒnen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher kĂŒnstlerisch zu arbeiten. In den Jahren bis wurde er in Russland, RumĂ€nien und in der Ukraine eingesetzt. WĂ€hrend des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich mit Conrad FelixmĂŒller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der BrĂŒcke-KĂŒnstler gezeigt wurden. Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im MĂ€rz von Nykolajew am Schwarzen Meer zurĂŒck nach Deutschland. grĂŒndete sich die Dresdner Sezession Gruppe , zu deren Mitgliedern Conrad FelixmĂŒller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswĂ€rtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner RĂŒckkehr aus dem Krieg im MĂ€rz schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli heiratete er seine Verlobte Hanna MĂŒller. Ende des Jahres verlieĂ er gemeinsam mit FelixmĂŒller und Schubert die Gruppe . Im Jahr wurde seine Tochter Sonja (â ) geboren. Im gleichen Jahr gewĂ€hrte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden KĂŒnste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium. Im Jahr erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten GroĂen SĂ€chsischen Staatspreises, den er als BĂŒrger PreuĂens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis. kam sein Sohn Vincent (â ) zur Welt. Im Jahr begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig spĂ€ter () starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermĂŒdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem FleiĂ und gröĂter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden. Eine deutliche ZĂ€sur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur âentarteten Kunstâ erklĂ€rt, abgehĂ€ngt, zurĂŒckgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. wurden sein GemĂ€lde Bauernkind mit Ăpfeln zunĂ€chst aus der Dresdner GemĂ€ldegalerie und anschlieĂend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. wurden ĂŒber 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt. Bei der Bombardierung Dresdens am . Februar wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und ĂŒber tausend seiner Werke, Plastiken, GemĂ€lde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurĂŒck in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet ĂŒberstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen. Im Jahr wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der âWestfĂ€lischen Sezession â. In den Jahren und portrĂ€tierte Böckstiegel meist unter der Ăberschrift âStumme Anklageâ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten FlĂŒchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren. kehrte Böckstiegel nach Dresden zurĂŒck und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschĂŒtteten Keller barg er beschĂ€digte Plastiken und einen Teil der Fragmente. In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann eine umfassende Einzelausstellung, die ĂŒber Böckstiegels Tod hinaus in vielen StĂ€dten zu sehen war. Am 22. MĂ€rz verstarb Peter