Salvador Dali's Kubistischer Engel, mit notariellem
Salvadoer Dali's Kubistischer Engel, mit notariellem Zertifikat und begleitender Literatur. Auszug aus dem Begleitbuch zur Skulptur "DALI UND DER KUBISMUS", von Rudolf Rom Bodo Zelinsky DALI'S,,KUBISTISCHER ENGEL" ODER DIE VERWANDLUNG DES HEILIGEN IN DAS SCHÖNE (Auszug).. Die Flügel zusammengelegt, steht er fest auf der Erde, das Gewicht in die linke Körperhälfte verlagert. Und er neigt sich niemandem zu wie bei Chagall. Allein, ohne Gegenüber, richtet er seine Aufmerksamkeit auf die eigene Person. Ein Vereinzelter, ein Verweilender, ein sich Betrachtender. Stehen wird hier zum Posieren. Nichts bleibt natürlich, alles gewinnt etwas Artifizielles. Der Nacken bildet eine steil ansteigende Linie. Die Brust tritt betont hervor. Becken und Hüfte schwingen weit aus. Das rechte Bein balanciert, bei angezogenem Knie, auf der Spitze des Fußes. Der eine Arm weist, fast ausgestreckt mit geöffneter Hand und gespreiztem Daumen in den Raum, der andere ist so stark gebeugt, daß ein rechter Winkel entsteht, wobei die Hand, umgeklappt und zur Faust geballt, auf den Körper zielt. Moderne Formen der Selbstdarstellung, wie sie dem Mannequin und dem Bodybuilder eigen sind, verbinden sich mit den klassischen Haltungen, die seit altersher von der abendländischen Skulptur zur Anschauung gebracht werden.,, Kubistisch" heißt dieser Engel im Titel. Ein früherer hieß,,surrealistisch", entwuchs dem Pflanzenreich und stieg, leicht gewandet, in der schwingenden Form der gotischen S-Kurve empor, unaufhörlich transzendierend, gerichtet auf das unendliche, dessen Existenz eine riesige Öffnung in der Brust suggeriert. Der,,Kubistische Engel" verbleibt im Diesseitigen. Nichts treibt ihn über die Begrenztheit des Menschlichen hinaus. Gleichfalls gesichtslos, ist er sonst völlig unversehrt. Dafür wurde sein Körper segmentiert. Die Kubistische Segmentierung und Zersplitterung erzeugt ein lebendiges Spiel von Licht und Schatten, verstärkt durch die Tatsache, daß die Statuette vier Seiten mit jeweils wechselnden Ansichten hat. Die skulpturale Einheit entsteht hier aus Gegensätzen wie denen zwischen dem gestreckten Standbein und dem angewinkelten Spielbein, der geöffneten Hand des rechten Arms und der geschlossenen des linken, der kraftvollen Dynamik der aufrechten Gestalt und dem Zarten und Schmächtigen der hängenden Flügel. Der gesenkte Kopf faßt, bugartig zugespitzt, noch einmal alles zusammen: das Eckige und das Gerundete, das Männliche und das Weibliche, das Abstrakte und das Realistische. Das Fehlen von Mund, Nase, Augen und Ohren bedeutet keinen Mangel. Es entzieht den Engel seiner Umwelt und erlaubt ihm, ganz bei sich und mit sich zu sein. Unfähig zu normaler sinnlicher Wahrnehmung, kann er sich ohne Einschränkung nach innen wenden. Dann als Narziß will er nichts weiter als sich selbst. Das Heilige erscheint verwandelt in das Schöne. Die Vergeistigung, die hier stattfindet, ist eine Ästhetisierung. Dieser Engel hat seinen Bezugspunkt weniger in der Religion als im Reich der Kunst. (Vollständiger Text von Bodo Zelinsky im Begleitbuch zur Skulptur)