Buchempfehlung: "Den Tagen mehr Leben geben", von Dörte
Der Fernsehjournalistin und Autorin Dörte Schipper ist ein bemerkenswert spannendes und ĂŒberraschendes Buch ĂŒber das Sterben â und das Geheimnis eines erfĂŒllten Lebens gelungen. Dem Buch vorausgegangen ist eine erfolgreiche Fernsehdokumentation in der ARD (Der Luxuskoch vom Hospiz), fĂŒr die die Autorin mit dem Erich-Klabunde-Preis ausgezeichnet wurde. Dörte Schipper: âDEN TAGEN MEHR LEBEN GEBENâ Der Starkoch vom Hospiz und seine GĂ€ste Vorwort von Udo Lindenberg Verlag Herder - 256 Seiten, kartoniert ISBN: â EUR 8,00 (Websitepreis) Bestellungen ĂŒber diese Webseite. Keine Versandkosten.  "Ich definiere mich als Koch nicht mehr darĂŒber, wie viel gegessen wird, sondern, ob ich die Menschen damit erreiche." FrĂŒher war er KĂŒchenchef in einem Nobelrestaurant. Heute kocht er im "Leuchtfeuer", einem Hamburger Hospiz. Die meisten seiner GĂ€ste haben Krebs im Endstadium. Ob Steak, Labskaus, Coq au Vin oder eine aufwĂ€ndige Torte, der Koch erfĂŒllt jeden kulinarischen Wunsch. TagtĂ€glich erlebt er aufs Neue, wie wichtig es den Bewohnern im Hospiz ist, noch einmal ihre Lieblingsgerichte genieĂen zu können. KrĂ€uter, GewĂŒrze, den individuellen Geschmack zu treffen, ist fĂŒr den Koch nicht immer leicht. Oft geht es nur um Nuancen und er braucht mehrere AnlĂ€ufe. "Wenn ich es schaffe, ein Essen genau so zu kreieren, wie ein Sterbenskranker sich das vorgestellt hat, kann ich mich jedes Mal aufs Neue darĂŒber freuen." Seit der GrĂŒndung des Hospizes vor elf Jahren ist der Koch sein eigener Chef de Cuisine in einem Zuhause fĂŒr Todkranke. Mitten in St. Pauli bietet das Hospiz Platz fĂŒr elf Bewohner. Die meisten leben hier nicht lĂ€nger als ein paar Wochen. In der Eingangshalle hĂ€ngt in groĂen Buchstaben der Leitspruch des Hauses: "Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben." Diese Worte hat der Koch verinnerlicht. Das Leben der Kranken verlĂ€ngern kann er nicht, es versĂŒĂen schon. Vor elf Jahren, als er den Job annahm, wurde er öfters gefragt, ob es nicht absurd sei, fĂŒr Todkranke zu kochen. Er selbst hat sich diese Frage nie gestellt. Die Bedeutung, die Essen haben kann, ist ihm durch die Arbeit im Hospiz immer klarer geworden. Seine Erkenntnis klingt so einfach, fast banal: "Essen heiĂt, ich lebe noch!" Der Job ist einzigartig, seine Motivation auch. Viele Jahre hat er in der gehobenen Gastronomie gearbeitet. Als Spitzenkoch hĂ€tte er weiter Karriere machen können... Doch seine Arbeit hat ihn nicht befriedigt, er vermisste den Kontakt zu den Menschen, die er bekochte. Im Hospiz zu arbeiten ist fĂŒr ihn wie ein Sechser im Lotto â nicht finanziell, aber menschlich betrachtet. Hospizbewohner Rolf FĂŒhring hat BauchspeicheldrĂŒsenkrebs. Nach wochenlanger Appetitlosigkeit im Krankenhaus, wird er schon am ersten Tag im Hospiz Ruprechts hungrigster Gast. Seitdem Horst Reckling im Hospiz ist, möchte er immer nur seinen Lieblingsquark. Erst seit neun Jahren ist er mit seiner geliebten Beate verheiratet. Die Beiden hĂ€tten sich so gerne noch etwas mehr Zeit miteinander gewĂŒnscht. FĂŒr eine kurze Zeit werden die Todkranken fĂŒr den Hospizkoch vertraute Gesichter. Er erfĂ€hrt einen kleinen und gleichzeitig letzten Ausschnitt ihres Lebens. Die Bewohner erzĂ€hlen von sich, ihrer Vergangenheit, ihrem Umfeld, ihren Sorgen, Ăngsten und Freuden. Ăber das Essen wird der Koch  ihr Vertrauter, ein auĂergewöhnlicher Sterbebegleiter. Mit dem Einzug ins Hospiz rĂŒckt fĂŒr die sterbenskranken Menschen das EndgĂŒltige immer nĂ€her. Vorbei mit: "Das kann ich noch nĂ€chstes Jahr machen." Es gilt nur noch das Heute und Jetzt. So unterschiedlich, wie sie gelebt haben, gehen die Menschen auch mit der Gewissheit um, bald sterben zu mĂŒssen. Viele fĂŒhlen sich wie zu Hause und gut aufgehoben in der familiĂ€ren AtmosphĂ€re des Hospizes. Einige fĂŒhlen sich abgeschoben und lassen ihren Frust genau an den Menschen aus, die sie am meisten lieben. FĂŒr die einen ist der Tod ein Tabu, andere reden pausenlos ĂŒber das Sterben â mit schwarzem Humor, Ironie, oder abgeklĂ€rt und nĂŒchtern. Manche finden Trost in der Religion, manche im Sarkasmus. Begriffe wie Harmonie und Dankbarkeit werden plötzlich wichtig. Zwischenmenschliche "Baustellen", die schon seit Jahren gĂ€ren, sollen unbedingt noch schnell bereinigt werden. Es können sich aber auch neue auftun. Verhalten, WĂŒnsche und Gedanken der Menschen verĂ€ndern sich, je nĂ€her der Tag rĂŒckt. Wer heute noch Scherze macht, kann morgen unendliche Angst haben, verbittert sein oder umgekehrt. Trotz der extremen GefĂŒhlsschwankungen, zeigt sich bei den Bewohnern eines durchgehend: Auch wer unwiderruflich weiĂ, seine Tage sind gezĂ€hlt, kann noch genieĂen, lachen und Momente des GlĂŒcks erleben. Lebensbejahend, wie die AtmosphĂ€re im Hospiz, ist auch das Buch. Es erzĂ€hlt ĂŒber einen auĂergewöhnlichen Koch und die Lebensgeschichten seiner GĂ€ste. Film Leuchtfeuer Hospiz : https://www.youtube.com/watch?v=Pql2Q0soRiM&list=UUDx75PPDsY-aKOJqzc3pHzA Â